Die Head’sche Zonen (auch Head-Zonen)

Bild von Ralf Stephan [Public domain], via Wikimedia Commons

Die head´sche Zonen: Der übertragene Schmerz

Alle Prozesse und Funktionen des Körpers sind stetig miteinander verbunden. Doch wussten Sie, dass anhand dieser Verbindungen ebenfalls Rückschlüsse auf mögliche innere Erkrankungen zu finden sind? Ist Ihnen bewusst, dass Ihre Haut in der Lage ist Signale zu Erkrankungen zu inneren Organen anzuzeigen? Möglich ist dies durch die so genannten Head-Zonen, die eine Verbindung zwischen den inneren Organen und der Haut beschreiben.

Was sind die Head’schen Zonen?

Einfach gesprochen, bezeichnet die Head-Zone definierte Hautareale (Dermatome) oder Hautabschnitte, deren Nerven eine festgelegte Beziehung zu inneren Organen aufweisen. Vereinfacht ausgedrückt: Liegt eine Erkrankung bei einem Organ vor, reagiert die damit verbundene Hautpartie mit Schmerzsignalen. Davon abgeleitet, ergibt sich für die head´sche Zone ein weiterer, viel verbreiteter Begriff: Der übertragene Schmerz.

Ähnlich wie bei den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin rundum der „Lebensenergie des Körpers – Qi“ und den damit verbundenen Meridianen, die durch den gesamten Körper verlaufen und bestimmte Partien miteinander verbinden. Nachlesen können Sie dies in --> unserem Beitrag zur Organuhr <–.

Benannt wurde die Head’sche Zone durch den englischen Neurologen Sir Henry Head (1861 – 1940), der bestimmten Organe definierte Hautpartien zuordnete. Bekannt wurde er vor allem deswegen, weil er viele Experimente zur Sensibilität der Haut an sich selbst ausführte. (1)

Zur Beeinflussung innerer Organe kann eine Umkehr des Reflexgeschehens (→ Reflexumkehr) nutzbar gemacht werden, indem bestimmte Hautzonen mechanisch, thermisch oder pharmakologisch beeinflusst werden. Diese Methode wird Reflextherapie genannt (→ kutiviszeraler Reflex). (Quelle: Wikipedia Stand 24.11.2014)

Wie funktioniert der „übertragene Schmerz“?

Verbunden sind die Bereiche der Haut und die dazugehörigen Organe, wie bereits erwähnt, über das Nervensystem. Genauer formuliert: Sie sind mit den Nervenbahnen (Spinalnerven) des jeweiligen Rückenmarkssegment miteinander verbunden. Hautbereiche und Organe, welche über die gleichen Segmente versorgt werden, sind folglich miteinander verbunden.

Aus diesem Grund können Reaktionen wie Schmerz von innen nach außen projiziert werden: Von einem Organ aus dem Innern zu einem Hautareal nach außen. Dieser Brücke bedient sich auch die Akupunktur nach der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Erkrankungen innerer Organe können zu einer Überempfindlichkeit

  1. gegenüber äußeren Reizen in bestimmten Hautarealen führen (head´sche Zonen oder auch Kalchschmidt-Probe gennant),oder
  2. in der Muskulatur des entsprechenden Segments auftreten (Mackenzie Zone), beispielsweise tritt bei einem Herzinfarkt ein dazugehöriger Schmerz im linken Arm auf.

So ist es möglich, dass im Rahmen körperlicher Untersuchungen von Patienten betroffene Hautgebiete einen Hinweis auf Erkrankungen von Organen preisgeben könnten. Obgleich körperliche Untersuchungen heutzutage immer weiter in den Hintergrund rücken. Der Fokus einer Erkrankung kann somit eingegrenzt werden oder auch punktuell manifestiert. Je nach Erkrankung ist eine Unterscheidung betroffener Hautpartien zu den erkrankten Organen nicht immer möglich.

Die Grundlage der Head Zonen: Der zehnte Hirnnerv

Grundlage für die Studien der head´sche Zonen ist zweifelsfrei, dass sämtliche Prozesse und Funktionen des Körpers nachweislich miteinander verbunden sind. Besonderes Augenmerk legt man hierbei auf die Nervenbahnen, die mit dem Rückenmark verbunden sind und somit kontinuierlich Signale an das Hirn senden. Als Brücke zwischen den inneren Organen und der Haut gilt der Nervus vagus, der sogenannte zehnte Hirnnerv. (3)

Dieser versorgt nachweislich den Brustbereich des Körpers, also den Thorax und die damit verbundenen inneren Organe: Speiseröhre, Herz, Lungen, Magen, Niere, Uterus und Teile des Darms. (4)

Hinzu kommt, dass von der Haut wichtige Informationen an das Rückenmark gesendet werden, wo sie mit den Informationen aus den Organen konvergieren, soll heißen, verbunden werden. Ein bekanntes Beispiel für diesen Prozess ist wieder der Herzinfarkt, bei dem sich die Betroffenen an die Brust greifen und linksseitig starke Schmerzen verspüren.

Der projizierte Schmerz kann folglich auch segmentübergreifend auftreten oder auch eine komplette Körperhälfte betreffen.

Der übertragene Schmerz in der Praxis

Gehen wir davon aus, dass sich heutige Schulmediziner wieder mehr einfachen und gründlichen Untersuchungsmethoden bedienen, statt lediglich die Kosten einer Behandlung im Auge zu behalten. Die Anwendung von körperlichen Untersuchungen zur Feststellung von Zusammenhängen einer Erkrankung ist für den Patienten denkbar risikoarm, birgt keinerlei Langzeitfolgen und kann dennoch zu entsprechenden Ergebnissen in der Diagnose führen. Alles, was ein Arzt hierfür benötigt, ist eine Stecknadel. Nicht mehr und nicht weniger. Keineswegs zeitgemäß, aber dennoch effektiv.

Ein weiterer positiver Effekt dieser alternativen Behandlung ist die Psyche des Patienten. Allzu oft liest man über Unzufriedenheiten im Zusammenhang dessen, dass Ärzte ihre Patienten und deren Beschwerden nicht ernst nehmen oder die Patienten sich missverstanden oder nicht erst genommen fühlen. Bei Anwendung einer eingehenden körperlichen Untersuchung jedoch, auch im Hinblick auf die head´sche Zone, rückt der Patient in den unweigerlich in den Mittelpunkt. Keine schlechte Grundlage für ein sicheres Vertrauensverhältnis oder?

Praktisch gedacht nimmt eine solche Untersuchung, sofern der Arzt geübt ist, auch nicht viel Zeit in Anspruch, sodann die Ergebnisse prompt sichtbar sind. Dies spart Kosten und Zeit! (2)

Spontane Brustschmerzen und Erkrankungen des Herzens

Wie wichtig diese Thematik ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 1966. John Benett und Michael Atkinson stellten in dieser Studie einen Zusammenhang zwischen Schmerzen in der Brust und Problemen mit dem Herzen fest. Klingt erstmal naheliegend, zeigt aber die Bedeutung einer korrekten Diagnose mit Hilfe der Ermittlung des lokalen, spontanen Schmerzes und Erkrankungen im Innern des Körpers. Im Ergebnis waren 23% der untersuchten Patienten von einer Erkrankung der Speiseröhre betroffen und 74% von einer Erkrankung des Herzens. (2)

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Wirbel
Körperseite
 Herz C 3-4, Th 1-5 vorwiegend rechts, auch linker Arm
 Aorta thoracica C 3-4, Th 1-7 beidseits
 Brustfell Th 2-12 der jeweiligen Körperhälfte (ipsilateral)
 Lungen C 3-4 ipsilateral
 Speiseröhre Th 1-8 beidseits
 Magen Th (5) 6-9 links
 Leber und Gallenwege Th (5) 6-9 (10) rechts
 Bauchspeicheldrüse Th 6-9 vorw. links
 Dünndarm: Zwölffingerdarm Th 6-10 rechts
 Dünndarm: (Leerdarm) Th 8-11 links
 Dünndarm: (Krumm- o. Hüftdarm) Th 9-11 beidseits
 Dickdarm, Blinddarm Th 9-10, L 1 rechts
 Dickdarm Th 9 – L 4 links
 Dickdarm (End- oder Mastdarm) Th 9 – L 4 links
 Niere und Harnleiter Th 9 – L 1 (2) ipsilateral
 Adnexen (Eierstock, Hoden) Th 12 – L 4 ipsilateral
 Bauchfell, Zwerchfell Th 5-12 beidseits
 Milz Th 6-10 links

Studiennachweise

1. On Distrubances of sensation with especial reference tot he pain of visceral disease; Henry Head, MA, MD; Brain, Volume 16, Issue 1-2, Pages 1-133; Published: 01.01.1893

2. Darstellung einer evidenzbasierten Karte der Headschen Zonen; Sascha Freytag, Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover; 2018 – https://mhh-publikationsserver.gbv.de/servlets/MCRFileNodeServlet/mhh_derivate_00000738/diss-freytag_a.pdf

3. Berthoud HR, Neuhuber WL. Functional and chemical anatomy of the afferent vagal system. Auton Neurosci. 2000 Dec 20;85(1-3):1-17. doi: 10.1016/S1566-0702(00)00215-0. PMID: 11189015.

4. Lamb K, Zhong F, Gebhart GF, Bielefeldt K. Experimental colitis in mice and sensitization of converging visceral and somatic afferent pathways. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2006 Mar;290(3):G451-7. doi: 10.1152/ajpgi.00353.2005. Epub 2005 Sep 29. PMID: 16195421